Neues Einzelhandelskonzeptes für Gerolstein gefährdet die Innenstadt

Innenstadt Geroltein (Foto: Tim Steen)
Innenstadt Geroltein (Foto: Tim Steen)

Insbesondere die führenden Mitglieder der CDU reden jeder Erweiterung des Einzelhandels in Sarresdorf das Wort. Einer nennt Höhr-Grenzhauses als Vorbild, weil dort der innerstädtischen Einzelhandel völlig abgeschafft wurde. Der anderer redet davon, man dürfe „dem Investor“ in Sarresdorf doch keine Steine in den Weg legen. Dabei sollte es bei dem Konzept gar nicht um einzelne Investoren gehen, sondern um grundsätzliche Leitlinien für zukünftige Entscheidungen. Aussagen der gleichen CDU Mitglieder wie „Wir wollen die Innenstadt schützen und fördern“ verkommen damit zu reinen inhaltsleeren Lippenbekenntnissen.

Wenn es nach der CDU geht soll der vorliegende Entwurf der Fortschreibung des Einzelhandelskonzeptes kritiklos und im Hauruck-Verfahren übernommen werden. Dabei gibt es in der jetzigen Form sehr Wohl Anlass zu kritischen Fragen:

  1. Das Konzept macht nicht einmal den Versuch den Abfluss der Kaufkraft durch den Onlinehandel in irgendeiner Weise zu spezifizieren. Somit sind keinerlei Rückschlüsse auf die Potentiale möglich, die wirklich noch in Gerolstein realisiert werden könnten. Die Aussagekraft des Konzeptes ist damit mehr als fraglich.
  2. Erweiterung des Einzelhandelsbereichs in Sarresdorf um den Bereich um den Baumarkt wird mit dem Wegfall des Brunnengeländes als Standort begründet. Dabei war dieser als Standort für die Verlagerung des Einzelhandels Richtung Innenstadt gedacht. In bisherigen Sarresdorfer Bereich sind noch genügend Fläche für die dortige Entwicklung vorhanden. Eine Erweiterung ist nicht nötig und wird wird einer weiteren Gefährdung der Innenstadt zukünftig Vorschub leisten.
  3. Sortimentliste für den eingeschränkter Zentraler Versorgungsbereich Sarresdorf wird gegenüber dem bisherigem Konzept deutlich erweitert. Sie soll jetzt alles Sortimente enthalten, die auch für die Innenstadt gelten. Selbst das Sortiment Uhren/Schmuck, für das nach dem aktuellen Angaben über 100% der Kaufkraft in Gerolstein verbleiben, soll nun auch in Sarresdorf angesiedelt werden können. Dies ist eher eine Förderung von Sarresdorf als eine Förderung der Innenstadt.Bei der Umsetzung wird die Innenstadt weiter ausbluten.
  4. Nach Aussage des Gutachters soll das Konzept eine neutrale und nicht von einem möglichen Investor beeinflusste Basis für zukünftige Entscheidungen liefern. Wo wird diese Entscheidungshilfe gegeben, wenn die Sortimentliste für Sarresdorf alle innenstadtrelevante Sortimente beinhaltet? Das Konzept neigt zu Beliebigkeit und ist keine neutrale Entscheidungshilfe. Erweiterungen sollen grundsätzlich möglich sein. Bei Neuansiedlungen ist in jedem Einzelfall die Verträglichkeit zu prüfen. Dies erfolgt dann aber wieder durch den möglichen Investor und ist eben nicht neutral.

Ohne eine Nachbesserung des Konzeptes droht das Aus für die Innenstadt. Gerolstein verliert seinen Charakter und wird auch als Touristenstandort nicht mehr attraktiv sein.