Woolworth in Sarresdorf – Abstimmen bis es passt?

Nachdem der Bauausschuss bereits zweimal es abgelehnt hat, Ausnahmen vom Bebauungsplan für die Eröffnung einer Woolworth Filiale in Sarresdorf zu genehmigen und auch Versuche gescheitert sind die Beschlüsse wegen angeblicher Befangenheit von Ratsmitgliedern aufzuheben, soll nun also im Stadtrat erneut abstimmt werden. Wenn man dann noch hört, dass es bereits vor der ersten Abstimmung im Bauausschuss fertige Verträge zwischen dem Eigentümer der Immobilie und Woolworth gibt, stellt sich die Frage, wessen Interessen mit der erneuten Abstimmung im Vordergrund stehen: Offensichtlich nicht die der Gerolsteiner Innenstadt.

Der aktuell gültige Bebauungsplan in Sarresdorf erlaubt die Ansiedlung neuer Geschäfte mit Warensortimenten die der Innenstadt vorbehalten sind nicht. Dies wurde so festgeschrieben, damit Gerolstein weiterhin eine für die Einwohner und Touristen attraktive Innenstadt anbieten kann. Laut Einschätzung der Verwaltung fallen jedoch 45% des Sortiments von Woolworth hierunter und weitere 24% sollen nur ausnahmsweise in Sarresdorf zugelassen werden. Ohne weitergehende Prüfung will aber Stadtbürgermeister Schneider zusammen mit führenden Mitgliedern aus CDU und SPD offensichtlich unbedingt die Ansiedlung von Woolworth in Sarresdorf duchboxen, egal ob damit wesentliche Kaufkraft aus der Innenstadt abgezogen wird und die Existenz der Geschäfte dort weiter bedroht wird.

Begründet wird dieses Vorgehen damit, dass Woolworth eine Bereicherung für Gerolstein sei und sich sonst woanders in der Region ansiedeln wird. Diese Argumentation ist allein schon deshalb fraglich, wurde doch erst vor wenigen Jahren eine entsprechende Filiale in Prüm geschlossen.

Statt dem Stadtrat die Informationen über das Warensortiment von Woolworth zur Verfügung zu stellen, wird nur die Sichtweise des Immobilieneigentümers in der Sitzungsvorlage wiedergegeben: „Dies bedeutet, dass sich hier die Verkaufsflächen für Bekleidung in der Summe auf nur 170 qm summieren.“ Angesichts des typischen Warensortimentes von Woolworth ist dies keineswegs glaubwürdig und es geht eben nicht nur um Bekleidung. Diese einseitige Information der Mitglieder des Stadtrates kritisieren wir Grünen deutlich.

Auch die weitere Argumentation „Vereinfacht gesagt: Discounter mit Billigware an die Sarresdorfer Straße, Fachgeschäfte mit hochwertiger Ware in die Kernstadt“ ist tendenziös, sind doch aktuell auch Geschäfte mit Billigware (z.B. Kik) wichtige Frequenzbringer in der Innenstadt.

Woolworth selber wird nur wenige neue Arbeitsplätze in Sarresdorf schaffen, dafür aber viele in der Innenstadt gefährden. Dies ist somit keine Stärkung von Gerolstein sondern eine deutliche Schwächung.

Dabei zeigt auch der Entwurf des neuen Einzelhandelskonzeptes deutlich, dass es Branchen gibt, für die eine Neuansiedlung in Sarresdorf durchaus attraktiv ist und die tatsächlich eine Stärkung für Gerolstein wären. Es muss also nicht zu einem längeren Leerstand in Sarresdorf kommen, wenn man nicht den kurzfristigen Interessen und voreiligen Festlegungen des Immobilieneigentümers folgt. Tut man dies doch riskiert man zukünftige Leerstände in der Innenstadt, die dann wesentlich schwieriger wieder zu füllen sind.

Darüber hinaus wird im Entwurf des neuen Einzelhandelskonzeptes für jede innenstadtrelevante Warengruppe explizit eine genauere Untersuchung der Auswirkungen auf die Innenstadt gefordert. Die gleichen Ratsmitglieder, die diesem Entwurf im letzten Stadtrat zugestimmt haben, wollen nun ohne jegliche tiefere Prüfung die Ansiedlung von Woolworth genehmigen. Bei diesem Vorgehen ist das Einzelhandelskonzept offensichtlich das Papier nicht wert, auf dem es gedruckt ist.

Vor einer voreiligen Entscheidung, die von den Interessen eines Einzelnen getriebenen ist, fordern wir Grüne zumindest eine ernsthafte Prüfung des Auswirkungen der Neuansiedlung. Hier könnte beispielsweise ein Gutachten der IHK die Basis für eine fachlich fundierte Entscheidung liefern. Noch besser wäre es, alle Stellungnahmen zum neuen Einzelhandelskonzeptes abzuwarten, dies unter Berücksichtigung der Stellungnahmen zu verabschieden und dieses dann als Basis für zukünftige Entscheidungen zu nehmen. Das wäre ein geordnetes und systematisches Vorgehen.